Nach mehrwöchiger Pause und vieler Arbeiten am eH15 stand Ende August das zweite Event des Jahres auf dem Circuit Barcelona Catalunya an. In zwei Gruppen machte sich das Team auf nach Südeuropa in der Hoffnung auf ein erfolgreiches Abschneiden unter der Sonne Spaniens.
Am Montag, den 24.08.2015 traf sich das Team am Produktionstechnischen Zentrum Hannover (PZH) in Garbsen, um das Auto einsatzbereit zu machen und die Transporter zu packen, mit denen sich die Vorhut schlussendlich am nächsten Morgen auf den Weg machte. Mit dabei waren unsere Nachbarn und Freunde des Lions Racing Team der TU Braunschweig, die ihrerseits mit zwei Fahrzeugen die 1700 Kilometer lange Reise antraten. Nach einem Zwischenstopp inklusive kurzer Nachtruhe in Frankreich erreichte der Tross die Rennstrecke am frühen Mittwoch Nachmittag. Die weiteren Teammitglieder folgten im Reisebus, den man sich mit den Braunschweigern, sowie Mitglieder der Rennställe aus Köln und Sankt Augustin teilte. Die Nachhut kam gegen 17 Uhr am Veranstaltungsort an.
Zu diesem Zeitpunkt war die Box bereits bezogen worden und auch das Küchenzelt schon an seinem Platz. Organisationstalent musste dagegen auf dem Zeltplatz bewiesen werden, der aufgrund der großen Anzahl an teilnehmenden Teams aus allen Nähten platzte. Aber auch hier standen gegen Abend alle Behausungen, sodass man sich nach zwei langen Tagen endlich um das erste Abendessen in Spanien kümmern konnte.
Donnerstag morgen hieß es früh aufstehen. Neben anstehenden Arbeiten am Boliden standen auch die ersten Static Events auf dem Plan. Als eines der ersten Teams waren wir beim Businessplan um 8.30 Uhr an der Reihe. Im Anschluss an unseren Vortrag testeten die Judges unsere zwei Verantwortlichen mit allerlei Fragen zu unserem Konzept. Anschließend gaben sie noch Feedback zum Thema, vor allem die Präsentation und unsere Vorbereitung wurden dabei gelobt.
Währenddessen herrschte in der Box schon wieder Hochbetrieb. Nach dem etwas enttäuschenden Event in Silverstone wollten wir unbedingt noch am Donnerstag ins Scrutineering. Nach dem Mittagessen musste jedoch zunächst das zweite Static Event vorbereitet werden. Der Cost Report stand um 16 Uhr in unserer Garage an. Es galt, die Jury davon zu überzeugen, dass wir kosteneffizient gearbeitet hatten. Daneben mussten wir noch im so genannten Real Case auflisten, wie wir unsere Dämpfer günstiger herstellen könnten. Zur Unterstützung war das gesamte Team in der Box anwesend, ein Umstand, der ausdrücklich von den Juroren gelobt wurde. Darüber hinaus konnten wir auch mit einer detaillierten Ausarbeitung unserer Materialien punkten.Mit zwei Positiverlebnissen im Rücken wurden die Arbeiten am Wagen erneut fortgesetzt und am späten Nachmittag konnten wir den eH15 erstmals zum Scrutineering-Bereich schieben. Hier wurden die meisten Punkte anstandslos abgehakt. In einigen wenigen Bereichen waren die Judges jedoch nicht zufrieden und forderten uns auf, nochmals nachzubessern. Um den engen Zeitplan einzuhalten, werkelten wir lange in der Box, während ein paar Teammitglieder das Cultural Dinner vorbereiteten. Bei dieser Veranstaltung kochten alle Teams Spezialitäten aus ihrer Heimat für die anderen Teilnehmer. Obwohl ein Großteil unserer Mannschaft durch die langegezogenen Arbeiten in der Box erst spät dazukamen, war noch reichlich Essen vorhanden. Im Laufe des Abends entwickelten sich interessante Gespräche mit Studenten aus verschiedenen Ländern und alle saßen noch lange gemütlich beisammen und tauschten sich über die verschiedenen Formula Student Projekte aus.
Trotz des langen Abends mussten wir auch Freitag wieder früh aus unseren Schlafsäcken raus. Die Eventleitung hatte uns auch beim Engineering Design um 8.30 Uhr eingeteilt und dementsprechend machte sich das gesamte Team nach dem Frühstück auf den Weg zur Box, um diese herzurichten und für moralische Unterstützung bei der Präsentation zu sorgen. Im letzten der Static Events ging es darum, die Judges von unserem Gesamtkonzept und den Designentscheidungen im Entwicklungsprozess des eH15 zu überzeugen.
Anschließend machten wir uns wieder daran, den Wagen für den zweiten Durchlauf beim E-Scrutineering vorzubereiten. Schlussendlich dort angekommen, tauchten bei der technischen Abnahme aber neue Probleme mit zwei Motoren und der LV-Batterie auf. Die Anpassungen und Reparaturen kosteten uns leider weitere wertvolle Stunden. Gegen Abend waren die Fehler dann behoben, sodass wir uns kurz vor Toreschluss nochmal in die Scrutineering-Area begaben. Diesmal passte endlich alles und der eH15 erhielt seinen ersten Sticker der Saison. Gleichzeitig wurde auch das Ergebnis des Businessplans veröffentlicht: Unter allen Electric-Teams wurden wir 13., was vor allem im Vergleich zum ersten Event in Silverstone eine deutliche Steigerung darstellt. Nachdem wir das Abendessen in der Box zu uns genommen hatten, wurde weiter geschraubt, um am Samstag schnellstmöglich durch das Mechanical Scrutineering zu kommen.
Auch der Samstag begann für uns in aller Früh. Wir wollten pünktlich um 8.30 Uhr mit dem Scrutineering beginnen, um jede Minute nutzen zu können. Obwohl wir größtenteils gut durch die Abnahme kamen, hatten die Judges auch hier ein paar Verbesserungsvorschläge. Also hieß es wieder die Werkzeuge in die Hand zu nehmen und den eH15 entsprechend der Beanstandungen anzupassen. Zwar wurde es nun Gewissheit, dass wir die Acceleration- und Skid-Pad-Events verpassen würden, aber unser Ziel blieb weiterhin, den Wagen noch am gleichen Tag das erste Mal in Action zu sehen. Nachdem das Mechanical Scrutineering ohne weitere Beanstandungen gegen Mittag bestanden wurde, ging es weiter zum Tilt Table. Der Wagen kippte nicht um, wodurch wir unseren zweiten Sticker sicher hatten. Auch der Noise Test und das Pre-Scrutineering wurden im Anschluss bestanden. Vor dem Rain Test stand noch etwas an Arbeit auf dem Programm, da wir jegliche Öffnungen des Boliden versiegeln mussten, um das Eindringen von Wasser zu verhindern. Die Anspannung war groß, als die Dusche durch die Kontrolleure angeschaltet wurde, aber letztendlich nahm der eH15 auch diese Hürde mit Bravour im ersten Anlauf.
Der Break Test verlief nicht ganz so rund. Beim ersten Anlauf offenbarten sich nicht nur Probleme mit den Bremsen, sondern auch strukturelle Schwächen der Pedalerie, die im Nachgang durch Verstärkungen der Konstruktion behoben wurden. Im zweiten Anlauf qualmten die Reifen dann aber ordentlich und wir bekamen den letzten nötigen Sticker gegen 17.30 Uhr aufs Auto geklebt.
Bevor wir uns nun in die Schlange zum Autocross begeben konnten, wurde das Auto nochmal in der Test Area angelassen, damit das Fahrverhalten untersucht werden konnte. Nach zwei Läufen waren wir soweit zufrieden und schoben den eH15 zur Autocrossstrecke. Hier konnten unsere Fahrer auf Anhieb überzeugen und zeigten das große Potenzial unseres Rennpferdes. Obwohl wir aufgrund des Zeitdrucks keine Gelegenheit hatten, das Fahrwerk optimal einzustellen, fuhren wir einen starken elften Platz ein. Auch der Rückstand zu den schnellsten Teams hielt sich in Grenzen, was uns sehr froh für das abschließende Endurance am Sonntag stimmte. Zum Abschluss des Tages fuhren wir noch zum Gala Dinner nach Barcelona, bei dem alle teilnehmenden Teams bei fröhlicher Stimmung zusammensaßen und den schönen Spätsommerabend genossen.
Den Sonntag verbrachten wir vorrangig damit, das Auto für das Endurance-Event vorzubereiten. Leider verzögerte sich der Zusammenbau, sodass wir unseren angestammten Startplatz nicht einnehmen konnten. Laut Reglement bekamen wir dafür eine Zwei-Minuten-Strafe aufgebrummt, die uns die Chancen auf eine vordere Platzierung zu rauben schien. Letztendlich standen wir aber doch am Start des Events, bereit zu zeigen, welch großes Leistungsvermögen im eH15 steckt. Unser Fahrer brannte von Beginn an Spitzenzeiten in den Asphalt – die schnellsten seit einigen Stunden – und lag nur knapp hinter den Bestzeiten der absoluten Topteams. Kurz nachdem er ein vor ihm gestartetes Fahrzeug überholt hatte, schlug das Schicksal jedoch zu: beim Anbremsen einer Kurve brach das Fahrwerk und der Wagen schlitterte ins Aus. Das Endurance-Event war für uns vorbei und uns blieb nur, anhand des Onboard-Videos den Schaden zu begutachten und die weiteren Schritte zu planen.
Gleichzeitig schritten wir mit dem Abbau unserer Box voran, um zeitig die Rückreise nach Hannover anzutreten. Es stehen größere Reparaturen an und zum jetzigen Zeitpunkt können wir leider nicht sagen, ob wir beim geplanten Event in Tschechien nächste Woche teilnehmen können. Somit geht ein anstrengendes, aber eigentlich zufriedenstellendes Event mit einem Schock für uns zu Ende. Uns bleibt nur noch, den Siegern zu gratulieren und den Organisatoren für eine sehr gut ausgetragene Veranstaltung zu danken.
Hoffen wir, dass dem eH15 noch eine weitere bevorsteht…